Wissenschaftler und Studenten benutzen gerne Fremdwörter und bauen Schachtelsätze. Sie wollen gelehrt klingen. Oft haben sie aber nur Angst, verstanden zu werden.

Gerade Sozialwissenschaftler blähen ihre Sprache durch unnötige Phrasen und komplizierte Strukturen auf. Aber wer Soziologie studiert, muss mitunter in der Woche 300 Seiten Fachliteratur lesen und verstehen! Der Politikstudent Johannes Uhl hat sich manchmal dabei ertappt, wie er inhaltsleere Formulierungen wie zum Beispiel „cum grano salis“ in seine Texte einbaute.

Oder es werden Begriffe gewählt wie z.B. „semantische Bedeutung.“ Dabei ist die Semantik die Bedeutungslehre. Der Vorteil dieses Adjektivs ist, dass es ein Fremdwort ist und nach mehr Kompetenz klingt. Und zeigt  ein lateinischer Fachbegriff mitten in der deutschen Sprache nicht, dass man mittlerweile ein Profi ist?

Warum werden die Texte so verschleiert? Dafür gibt es m.E. drei Gründe:

1. Der Wissenschaftler verbirgt hinter seiner nebulösen Sprache UNSICHERHEIT.

2. Der Autor will zeigen, dass er zum EXKLUSIVEN KREIS der Gelehrten gehört und

3. Sie formulieren aus ANGST undeutlich, um nicht angreifbar zu sein.

Doch es gibt auch andere positive Beispiele. Obwohl die Theorien von Siegmund Freud kompliziert sind, erreichte er mit seinen Werken schnell ein Massenpublikum. Freud kleidete seine Gedanken in plastische Bilder oder nutze Analogien aus der griechischen Mythologie, um sie zu erklären.

Wie man es nicht machen sollte, war gerade in dem Gutachten zu lesen, in dem Bildungsministerin Annette Schavan unterstellt wird, ihre Doktorarbeit nicht sauber zitiert zu haben:

„Eine leitende Täuschungsabsicht ist nicht nur angesichts der allgemeinen Muster des Gesamtbildes, sondern auch aufgrund der spezifischen Merkmale einer signifikanten Mehrzahl von Befundstellen zu konstatieren.“

Nicht wenige mussten das sicher dreimal lesen.

In diesem Sinne: deutsche Sprache – kann auch einfach sein! Ich muss es nur WOLLEN!

Copyright: u.a. FAZ vom 27.10.2012