Eines Tages begann jemand ein Gespräch mit einem Weisen mit den Worten: „Höre, Weiser, was ich dir schon immer sagen wollte: An dir gefällt mir gar nicht ….“
„Halte ein,“ unterbrach ihn der Weise, „hast du das, was du mir vorwerfen willst, durch die drei Siebe gesiebt?“
„Welche drei Siebe denn?“ fragte der andere vollkommen verduzt.
„Ja, natürlich die drei Siebe der Kritik, mein Freund. Mal sehen, ob das, was du mir sagen willst, durch die drei Siebe hindurch passt. Das erste Sieb ist die Wahrheit. Hast du das, was du mir vorwerfen willst, geprüft, ob es wahr ist?“
„Nun ja, wahr? Ja, natürlich ist es wahr, weil ich es so sehe ….“
„So, so! Bist du dir da sicher? Und hast du es im zweiten Sieb geprüft – im Sieb der Güte? Wirfst du mir das, was du mir vorwerfen willst, aus Güte vor und weil du mir wohlgesonnen bist?“
Zögernd sagte der andere: „Nein, nicht wirklich ….“
„So, so“ unterbrach ihn der Weise, „aber zumindest passt es doch durch das dritte Sieb – es ist doch notwendig, dass du mir das vorwirfst, oder?“
Sichtlich betroffen antwortete der andere: Notwendig nun gerade nicht ….“
„So, so,“ sagte lächelnd der Weise, „wenn es weder wirklich wahr noch gut noch notwendig ist, so lass uns nicht darüber sprechen. Belaste dich und mich nicht damit.“
(unbekannter Autor)