Das Dosen-Telefon: Was passiert mit Dose und Bindfaden?
Diese zwei Typen auf dem Bild zeigen uns einen ganz wichtigen Aspekt aus der Kommunikation: Du kannst nicht hören und gleichzeitig sprechen!
Erinnerst du dich auch noch daran, wie wir ein solches Dosen-Telefon gebaut haben? Wie ehrfürchtig wir doch die ersten Tests mit diesem Medium gemacht haben und hörten, was der andere gesagt hatte. Einfach zwei leere Blechdosen (muss nicht Bonduelle das famose sein) mit einem Bindfaden verbinden (hier findest du die Bauanleitung🙂 und schon klapp es völlig gebührenfrei – okay, nur im Ortsnetz.
In einer Zeit, in der wir fast alle APP-gesteuert sind, fällt es uns schwer, an die einfachen Dinge des Lebens zu denken. Dank der neuen Technologien haben wir ungezählte Möglichkeiten, miteinander in Kontakt zu treten. Aber wir haben die Kunst der erfolgreichen Kommunikation im Verkauf vergessen.
Hier den Artikel als Podcast to go hören:
Was uns das Dosen-Telefon über Kommunikation erzählt:
Cool an dieser klassischen Technologie ist, dass die eine Person spricht und die andere zuhört. Es gibt nur diese Variante. Mikrofon und Lautsprecher sind eins. So können zwei Personen nie gleichzeitig sprechen. Entweder hältst du dir die Dose vor den Mund und sprichst oder du hältst sie an das Ohr und hörst zu. Ganz einfach.
Stell dir vor, das übertragen wir jetzt auf die heutige Situation. Wir halten einfach den Mund, solange der andere Gesprächspartner noch spricht. Solange wir uns am Telefon unterhalten, checken wir keine E-Mails mehr (das klappern der Tasten ist nun wirklich auf der anderen Seite gut zu hören), blättern nicht mehr in den Unterlagen …..
Hier kommt noch ein anderer Tipp:
Wenn du draußen unterwegs bist oder in einem Unternehmen dich aufhältst, wie viele Personen schauen auf ihr Mobiltelefon und reden gleichzeitig (live) mit anderen Personen? Ist das wirklich normal, dass Sportinformationen gecheckt werden oder Kommentare in den sozialen Netzwerken veröffentlicht werden beim Abendessen?
Ich erinnere mich noch an einen Trainerkollegen, der – während ich über das Training berichtete – munter auf seinem Mobiltelefon SMSen und Mails geschrieben hatte. Eines Tages wurde mir das zu bunt. Sobald er wieder mit dem Tippen anfing, stoppte ich meinen Redeschwall. Plötzlich schaute er mich an und sagte: “Sprich weiter, ich kann die zuhören und gleichzeitig hier was schreiben!“
Wie viel Wertschätzung mir gegenüber drückt er in einem solchen Verhalten aus? NULL.
Wie abhängig sind wir mittlerweile von dieser neuen Technologie? Jeder fummelt nur noch an seinem Smartphone rum. Beim Essen, an der Bushaltestelle, am Arbeitsplatz und sogar im Bett. Es ist die Angst in uns, etwas zu verpassen. Nach deinem konzentrierten Blick auf das Smartphone schaust du auf und wirst feststellen, wo bleiben denn die echten Menschen, mit denen du gerne „live“ kommunizieren willst?
Die neuen Technologien sind nun wirklich gut für unser Geschäft. Allerdings können sie auch unsere Karriere im Verkauf zum Absturz bringen. Das passiert, wenn du zu viel technisches Equipment mit in die Kundenveranstaltungen bringst. Je mehr du dich in den sozialen Netzwerken tummelst, um so mehr Informationen willst du absetzen, real-time gerade in dem Moment.
Dein Arbeitgeber, deine Kollegen und Freunde beobachten dich und dein Verhalten. Sie erwarten vor dir offene, emotionale Fragen, aktives zuhören und tiefergehende Gespräche mit deinen Kunden und Interessenten. Um das exakt auszuführen, benötigst du deine volle Konzentration auf das Thema und weniger den Anblick von Katzenbildern.
Die neuen Technologien machen uns zu schlechten Zuhörern. Viele Verkäufer sind sogar der Meinung, dass sie nicht mehr aktiv zuhören müssen. Sie gehen davon aus, dass es reicht, wenn bestimmte Tasten auf dem Smartphone gedrückt werden – einfach E-Mails versenden oder Textnachrichten in den sozialen Netzen verschicken oder Kaltanrufe nur noch nach Telefonscript. Nur: ein Telefonscript ist noch keine Unterhaltung – es ist nur eine Einbahnstraßen-Präsentation und kann der Beginn einer wichtigen und erfolgreichen Kommunikation sein.
Unterschätz deine Stimme nicht:
Text hat keinen Ton!
E-Mails und andere Textnachrichten sind ideal zum Austausch von schnellen Informationen. Und die sozialen Netzwerke können dazu beitragen, Kontakte zu Personen aufzunehmen, die sonst nicht möglich sind. Ich nutze diese Medien ja auch und hatte bereits viele erfolgreiche Kontakte, die nur auf diesem Weg möglich waren – es waren off-line-Kontakte.
Was mir in vielen Fällen fehlt ist die direkte Kommunikation, sei es am Telefon oder in einem persönlichen Gespräch. Ich will die Stimme hören, die Modulation, den Klang, das Lachen oder das Lächeln und das in Verbindung mit einer direkten Kommunikation. Dabei spielt es keine Rolle, ob das am Telefon passiert oder im persönlichen Gespräch.
Wie toll kann es doch sein, wenn wir tiefergehende Gespräche führen, Meinungen teilen, Standpunkte aktiv verkaufen, Ideen nach vorne bringen und die Begeisterung brennen lassen. Siehst du nur Wörter und Zahlen auf deinem Smartphone, dann wird das alles nur noch mechanisch-technisch. Werden deswegen vermehrt schon die Emoticons eingesetzt? Damit wenigstens etwas an Gefühlen sichtbar wird?
Es verbindet uns doch viel mehr, wenn ich deine Stimme höre.
Stimme bringt Stimmung – nimm jetzt den verdammten Telefonhörer in die Hand und ruf deine Interessenten an.
© Werner F. Hahn
Foto: Fotolia 6528826