Wenn man die Meinung äussert, dass das Leben vorwiegend Freude machen sollte, erntet man bei gewissen Menschen nur Empörung und wird in die naive „positivistische“ Ecke gestellt. Ein Leser schrieb mir einmal, er könne nicht begreifen, wie man von Lebensfreude sprechen könne, wenn einer seiner Kunden durch einen Autounfall querschnittsgelähmt sei.

Vermutlich hätten diese Menschen es am liebsten, wenn man ihnen antworten würde: „Ja, du hast recht. Gott ist ein Sadist. Das ganze Leben ist eine Schweinerei, und man sollte den ganzen Tag mit einem griesgrämigen Gesicht herumlaufen. Es gibt Ungerechtigkeiten auf dieser Welt, und du kannst nichts dagegen tun.“ So eine Haltung mag ja legitim sein; das Problem ist nur, dass sie uns am Handeln hindert und uns von der Eigenverantwortung entbindet.

Natürlich ist es schwierig, das Gute zu sehen, wenn man einen Unfall hat und querschnittsgelähmt ist. Aber eine Studie der Universität Mailand aus den 80er Jahren spricht Bände: 95 Prozent der befragten Paraplegiker gaben an, dass der Unfall, der sie zum Behinderten gemacht habe, gleichzeitig das negativste wie auch das positivste Ereignis in ihrem bisherigen Leben gewesen sei.

Natürlich ist man tief traurig, wenn man, wie vor Jahren einem Ehepaar geschehen (beide HPZ-Kunden), seinen zweijährigen Sohn durch Ertrinken verliert oder wenn die zwölfjährige Tochter einem Verkehrsunfall erliegt. Aber würden diese Eltern ihren Lebenszweck erfüllen, wenn sie die nächsten zwanzig Jahre mit dem Schicksal haderten? Nein, sie wissen, dass dieser kleine Mensch eine wichtige Aufgabe erfüllt hat und jetzt seine eigenen Wege geht. Und sie können lernen, sein Schicksal zu achten.

Was ich sagen will: Manchmal ist uns der Sinn eines Ereignisses nicht sofort bewusst, weil wir noch zu sehr mit den Details, mit unserem Schock und unserer Trauer beschäftigt sind. Wenn wir jedoch das Ganze später aus der Distanz betrachten, können wir all das Gute sehen, das aus dem vermeintlich Negativen entstanden ist. Es sei denn, man glaubt an einen bösen Gott oder gar an den Teufel. Dann wird man für sich genau so eine Welt manifestieren, die von einem bösen Gott oder einem Teufel regiert wird.

Wer versucht, mit einem „Opferdenker“ zu diskutieren, sieht sich in einer ähnlich hoffnungslosen Lage wie ein Mensch, der versucht, mit Zeugen Jehovas oder Scientologen zu argumentieren. In diesen Bereichen gilt eben nicht: „Ich glaube es, wenn ich es sehe“, sondern „Ich sehe es, wenn ich es glaube.“ Ein weiterer Hinweis auf die mögliche Weisheit in den Sätzen: „Es gibt keine objektive Wirklichkeit“ und „Die Welt ist, was ich von ihr denke.“

Jetzt aber genug philosophiert, und zu den harten Facts…

(entnommen dem Newsletter 167 von Hans-Peter Zimmermann) Hier gehts zu seiner Homepage: