In einer meiner letzten Ausgabe hatte ich zu der Frage „Wie erkenne ich, dass der Gesprächspartner mich anlügt?“ wie folgt geschrieben:
Eine Methode, um Einblick in die Gedankengänge des Gesprächspartners zu erhalten, stammt aus der Neurolinguistischen Programmierung (NLP) und ist die Kunst der Deutung von Blickrichtungen (Gesichtserkennung).
Dort soll der visuelle Wahrnehmungskanal (sehen, hören, riechen, schmecken, fühlen) einen Hinweis auf eine mögliche Lüge geben:
Wenn die Augen des Einkäufers sich während der Antwort auf Ihre Frage nach oben links bewegen, dann konstruiert er im Geiste ein Bild, das er bisher noch nicht in dieser Art gesehen hat.
Beachten Sie: Die Augen gehen nur einen kurzen Moment nach links oben, da dieses Verhalten in der Regel durch das Unbewusste gesteuert wird.
Widerspruch!
Jetzt kommt Paul Ekman ins Gespräch. Ekman ist Psychologe, Emotionsforscher und Pionier der nonverbalen Kommunikation. Ekman hat in den vergangenen 40 Jahren über 10.000 verschiedene Gesichtsausdrücke des Menschen dechiffriert und die entsprechenden Gefühle zugeordnet.
Daraus hat der 75-jährige Professor das sogenannte Facial Action Coding System entwickelt. Das ist ein Codebuch zum Lesen von Emotionen. Seit zwei Jahren ist Ekman auch einem breiteren Publikum bekannt, da in der Fernsehserie „Lie to me“ der Hollywoodstar Tim Roth einen Emotionsforscher spielt, dessen Figur an Ekman angelehnt ist.
Zu der NLP-Annahme, dass bei Lügen die Augen nach links wandern, sagt Ekman: „Das ist total falsch. Es kursieren viele Mythen darüber, woran man eine Lüge todsicher erkennt und kein einziger davon stimmt. Jeder glaubt von sich, dass er gut darin ist, einen Lügner zu enttarnen, das ist ein gewaltiger Irrtum. Wir sind leicht zu belügen.“
Paul Ekman hat gelernt, die Mikro-Mimik zu erkennen. Diese flackert nur Sekundenbruchteile über das Gesicht, gibt aber Aufschluss über die Gefühle des Gegenübers. Für eine 80-prozentige Trefferquote brauchen wir mindestens eine Stunde Training.
Ekman hat über 20.000 Menschen untersucht und gerade mal 50 gefunden, die über die Fähigkeit (Gesichtserkennung) verfügen, eine Lüge zu erkennen.
Paul Ekman in einem Interview: „Nahezu alles, was in meiner Studienzeit als wissenschaftlich gesichert galt. Hat sich mittlerweile als falsch erwiesen. Keine Universität wollte mich vor 40 Jahren anstellen, man sagte mir: Jeder weiß doch, dass Gesichtsausdrücke kulturell geprägt sind und nicht genetisch. Ich habe das Gegenteil beweisen.