Wenn ich nicht das will, was du willst, sage mir bitte nicht, dass das, was ich will, falsch ist, oder
wenn ich an etwas anderes glaube als du, halte wenigstens einen Augenblick inne, ehe du versuchst, meine Ansicht zu berichtigen, oder
wenn unter den gleichen Gegebenheiten meine Emotionen schwächer oder stärker sind als deine, erwarte von mir nicht, entweder stärker oder weniger stark zu empfinden, oder
wenn meine Handlungen deinen Vorstellungen nicht entsprechen, so lass mich dennoch gewähren.
Ich erwarte nicht – jedenfalls im Moment noch nicht – dass du mich verstehst. Dies kann nur dann geschehen, wenn du es aufgibst, aus mir eine Nachbildung deiner selbst machen zu wollen.
Ich bin vielleicht dein Ehepartner, deine Mutter, dein Vater, dein Kind, dein Freund oder dein Kollege. Wenn du mir meine eigenen Wünsche oder Emotionen, Überzeugungen oder Handlungsweisen zugestehst, dann wirst du meinen Eigenarten gegenüber aufgeschlossen sein, so dass sie dir eines Tages weniger Fremdartig oder falsch und letzten Endes sogar richtig – richtig für mich – erscheinen werden. Sich mit meiner Art abzufinden, ist der erste Schritt dahin, mich zu verstehen. Meine Art ist nicht unbedingt die richtige für dich, nur sollst du nicht länger von mir und meinem vermeintlichen Eigensinn irritiert und enttäuscht sein. Indem du mir Verständnis entgegenbringst, lernst du die Unterschiede zwischen dir und mir schätzen, wirst weniger versucht sein, mich ändern zu wollen, und sogar möglicherweise diese Unterschiede zu erhalten und zu fördern suchen.
Aus dem Buch: Verstehe mich bitte, Autoren David Keirsey und Marilyn Bates